An der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt war vieles wie immer. So zum Beispiel der nach wie vor anhaltende Trend zu SUV's, PS-Protzerei, etc. Aber es gab auch einige Unterschiede zu den Vorjahren:
- Viele Marken suchte man heuer vergebens, da sich deren Hersteller entschieden, der IAA 2017 fernzubleiben: Alfa Romeo, Aston Martin, Cadillac, Chevrolet, Fiat, Infiniti, Jeep, Mitsubishi,
Nissan, Peugeot (inkl. DS), Rolls-Royce, Tesla und Volvo.
- Die Auftritte einiger Hersteller sind dieses Jahr deutlich kleiner. Besonders gut zu erkennen ist das bei VW. Hat der Dieselskandal zu einer neuen Bescheidenheit geführt? Oder ist es
eher die rekordhohe Strafzahlung (nur in den USA, in Europa natürlich nicht!)? Oder sind es die ebenfalls rekordhohen Investitionen in den Elektrobereich, die hier an der IAA ihre augenfälligen
Sparspuren hinterlassen?
- Der Trend zur Elektrifizierung ist klar spürbar, ebenso wie die Neuausrichtung in der Branche. Die Hersteller versuchen, ihre Fortschritte hin zum Elektroantrieb ins beste Licht zu rücken
Die neustes Elektroautos, die an der IAA Frankfurt 2017 vorgestellt wurden
Audi Aicon
Die 5.4m lange Sportlimousinen-Studie bietet 4 Plätze, 4 Elektromotoren mit 260 kW Leistung und 550 Nm Drehmoment. Die NEFZ-Reichweite soll 700-800 km betragen.
Wer Lenkrad, Pedale oder sonstige Bedienelemente sucht, wird nicht fündig werden. Gemäss den Vorstellungen von Audi fährt der Aicon autonom auf Level 5. Mit anderen Worten, vollständige Autonomie, immer und überall.
Die Festkörperbatterie soll auf 800 Volt basieren und Schnellladungen unter 30 Minuten ermöglichen. Kleiner Schönheitsfehler: Festkörperbatterien existieren bis heute erst im Labor.
Verfügbarkeit: in dieser Form vermutlich gegen 2030?
BMW i Vision Dynamics
BMW verkündete unmittelbar vor Beginn der IAA, dass sie bis 2025 25 Modelle elektrifizieren sowie 12 rein elektrische Modelle anbieten werden.
Bis anhin hat BMW ja lediglich den i3 im Angebot, sowie den i8, der jedoch kein reines Elektrofahrzeug ist.
Die nun neu vorgestellte Studio i Vision Dynamics wird, so vermutet man, in einigen Jahren als i5 das Licht der Welt erblicken. Vermutlich einfach in abgeschwächter Form, wie das bei den meisten Konzeptstudien der etablierten Hersteller der Fall ist. Die Reichweite soll 600 km (NEFZ) betragen und die Beschleunigung von 0-100 km/h soll 4 Sekunden dauern.
Verfügbarkeit: vermutlich als i5 ca. 2021
Borgward Isabella
Unter dem Namen Borgward wurden in Bremen von 1939 – 1963 PKWs und LKWs hergestellt.
Christian Borgward, Enkel des damaligen Besitzers, will nun mit Hilfe chinesischer Investoren die deutsche Traditionsmarke wieder auferstehen lassen.
Mit der Konzeptstudie Isabella zeigen sie ihr Verständnis der elektrischen Automobilzukunft. Die ursprüngliche Isabella war Borgward's grösster Verkaufserfolg in der Mittelklasse und wurde über 200'000 Mal gebaut. Leider gab's zum Antrieb der neuen, spektakulär aussehenden Studie keine weiteren Details.
Verfügbarkeit: in dieser Form vermutlich nie
Honda Urban EV Concept
Die Fahrzeugstudie Urban EV Concept bietet einen Ausblick auf das kommende Elektro-Serienfahrzeug von Honda im Kleinwagen-Format.
Die Studie bietet Platz für 4 Personen, hinten wie auch vorne gibt's jeweils eine durchgehende Sitzbank.
Leider hat Honda keinerlei Spezifikationen verlauten lassen, weder zur Studie noch zum geplanten Serienfahrzeug. Da es sich um einen städtischen Kleinwagen handelt, dürften die Leistungsdaten auch keine Rekorde brechen. Aber das ist ja auch nicht nötig. Denn das wahrscheinlich wichtigste Argument für oder gegen dieses Fahrzeug dürfte vermutlich der Preis sein. Gelingt es Honda, ein vernünftiges Gesamtpaket zu einem attraktiven Preis auf die Räder zu stellen, hätten wir einen direkten Konkurrenten zur Zoe oder zum Elektro-Smart.
Verfügbarkeit: In abgewandelter Form als Serienfahrzeug 2019 in Europa erhältlich
Mercedes EQA
Mit dem Concept EQA zeigt Mercedes-Benz wie sich die EQ-Strategie in die Kompaktklasse übertragen lässt.
Das erste Serienmodell der neuen Produktmarke EQ, der EQC, soll ab 2019 produziert werden. Mit dem Concept EQA präsentiert Mercedes seine Ideen Concept EQ (Pariser Autosalon 2016) war der Vorbote der neuen Produkt- und Technologiemarke EQ – eine Studie im Look eines sportlichen SUV-Coupés.
Jetzt zeigt Mercedes-Benz, wie ein EQ-Modell im Kompaktsegment aussehen könnte.
Das zweite Modell der neuen Submarke "EQ" erhielt an der IAA ein Gesicht. Die EQA Studie ist von der Grösse her mit der A-Klasse vergleichbar. Das Fahrzeug soll mit verschiedenen Batterie- und Motorkombinationen angeboten werden. Die Topausführung hat Allradantrieb, zwei Elektromotoren mit einer Leistung von 200 kW und eine Reichweite von 400 km (NEFZ).
Verfügbarkeit: In abgewandelter Form als Serienfahrzeug vermutlich ab 202x erhältlich
VW I.D. CROZZ
Die Studie I.D. CROZZ ist ein Crossover aus SUV und viertürigem Coupé. Je ein Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse sorgen mit insgesamt 225 kW für einen kraftvollen Allradantrieb.
Die NEFZ-Reichweite liegt bei 500 km und die Batterie soll per DC-Schnellladung in 30 Minuten auf 80 % geladen werden können.
VW will mit der I.D. Familie in ein neues, elektrisches Zeitalter starten. Ab 2020 sollen der I.D. als voll-elektrischer Viertürer im Golf Segment erscheinen, zusammen mit dem neu vorgestellten CROZZ. 2022 soll dann der I.D. BUZZ, ein Elektrovan in Anlehnung an den legendären Bulli in den Handel kommen.
Insgesamt sechs Milliarden Euro investiert VW in den kommenden fünf Jahren in die Elektromobilität. Bis zum Jahre 2025 wollen die Wolfsburger 23 rein elektrisch angetriebene Modelle anbieten.
Verfügbarkeit: In abgewandelter Form als Serienfahrzeug voraussichtlich ab 2021 erhältlich
Neue Elektroautos abseits der IAA
Nissan Leaf
Nissan hat sich entschlossen, den neuen Leaf im Vorfeld und unabhängig von der IAA an einem eigenen Event vorzustellen.
Der neue Nissan Leaf kommt (endlich) mit einem gefälligen Design daher. Die Kapazität der Batterie ist auf 40 kWh angewachsen und so soll der neue Leaf eine NEFZ-Reichweite von 380 km bieten. Im Alltag dürfte eine Reichweite von etwa 250 km realistisch sein.
Zusätzlich will Nissan ab nächstem Jahr eine Ausführung mit einer 60 kWh Batterie anbieten. Damit dürfte eine realistische Reichweite von mehr als 320 km machbar sein, womit sich der Leaf in einer ähnlichen Liga wie der Opel Ampera-e und das Tesla Model 3 befindet.
Die Motorleistung von bisher 80 kW beträgt neu nun 110 kW. Der erstarkte Leaf schafft so den Sprint von 0-100 km/h in 7.9 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 144 km/h. Nicht rekordverdächtig, aber allemal genug, um auf Schweizer Autobahnen eine saftige Busse zu kassieren.
Verfügbarkeit: Ab 2018 soll der Leaf in der Schweiz zu kaufen sein. Die Preise stehen noch nicht fest.
Sono Sion
Der Sion von Sono Motors hat nichts mit dem Wallis zu tun, wie man eventuell vermuten könnte, sondern ist das Werk eines Startups aus München.
Das Ziel: Ein Elektroauto mit einer Reichweite von 250 km zu einem erschwinglichen Preis von rund EUR 16'000. Dazu kommt jedoch noch die Batteriemiete oder alternativ der Kauf der Batterie für ca. EUR 4'000.
Die Batterie hat eine Kapazität von 35 kWh und ist DC-schnellladefähig mit bis zu 50 kW. Das viertürige Fahrzeug hat eine Länge von 4.11m und bietet Platz für max. 5 Personen.
Der Sion glänzt durch einige spezielle Eigenschaften. Am auffälligsten sind sicher die 330 integrierten Sollarzellen ausgestattet, welche die Batterie im Stand und während der Fahrt zusätzlich aufladen. Damit gewinnt der Sion im günstigsten Fall bis zu 30 km Reichweite pro Tag.
Eine spezielle Moosart im Fahrzeug filtert Feinstaub aus der Luft und mittels einem bidirektionalem Ladesystem kann das Fahrzeug nicht nur geladen werden, sondern ermöglicht auch das Laden von anderen Elektrofahrzeugen sowie das Betreiben oder Laden von Haushaltsgeräten.
Genau genommen wurde der Sion ja schon im Mai dieses zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Wir haben ihn aber trotzdem in diesem Beitrag aufgeführt, da Sono Motors im Moment mit ihren Prototypen auf Europatournee sind, um Testfahrten anzubieten. Die Probefahrten in der Schweiz (Zürich) sind bereits alle ausgebucht. ElektroautoCoach wird natürlich an einer Testfahrt teilnehmen und zu gegebener Zeit wieder berichten.
Verfügbarkeit: Ab 2019 (sofern 5'000 Vorbestellungen erreicht werden, aktuell ist fast die Hälfte geschafft)
ElektroautoCoach meint:
Sämtliche grossen Marken wie Audi, BMW, Mercedes, VW hatten auf der diesjährigen IAA ihre Elektroauto-Studien im Gepäck. Und die Bezeichnung "Studie" versinnbildlicht leider auch die aktuelle Situation der deutschen Hersteller: Viele Ankündigungen, sowohl was neue Elektroautos als auch was Investitionen in die Herstellung und Ladeinfrastruktur betrifft.
Grundsätzlich begrüssen wir dies alles, würden aber gerne auch bald mal was Handfestes auf der Strasse sehen. Darum möchten wir den Vorstandsvorsitzenden Krüger, Müller, Zetsche & Co. zurufen: "Now is ze time to deliver, meine Herren!"
Von allen in diesem Blog-Beitrag vorgestellten Elektroauto-Modellen haben uns die folgenden drei Fahrzeuge am besten gefallen:
- Der neue Nissan Leaf
- Honda Urban EV Concept
- Sono Sion
Wieso diese Fahrzeuge? Ganz einfach. Weil man sie voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren auch effektiv kaufen kann. Denn unter dem Strich ist nur das relevant, alles andere ist heisse Luft.
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Sie wollen nicht so lange warten? Wie wäre es stattdessen mit einem gebrauchten Tesla Model S? Wir haben uns für Sie auf
dem Occasionsmarkt umgeschaut.