Kurztest Opel Ampera-e

Fahrbericht Opel Ampera-e Lieferzeit Schweiz

Update Januar 2018:

Als Folge des Opel-Verkaufs vom amerikanischen GM Konzern an die französische PSA-Gruppe hat Opel den ursprünglichen Basispreis des Ampera-e  um CHF 5'000 auf neu CHF 46'900 angehoben. Der Ampera-e basiert auf dem Chevy Bolt von GM und General Motors hat offenbar den Preis, zu welchem Opel den Ampera-e von der ehemaligen Muttergesellschaft beschaffen kann, nach oben angepasst, was Opel zu dieser Preissteigerung gezwungen hat.

 

Liefersituation:

Aktuell beträgt die Lieferzeit etwa 3-4 Monate, gemäss unseren Informationen ist für die Schweiz für 2018 ein Kontingent von etwa 200 Fahrzeugen vorgesehen.

 

  

Alternativen zum Opel Ampera-e:

Eine günstigere Alternative zum Ampera-e ist der Hyundai Ioniq Electric. Ein ausgereiftes Fahrzeug mit keinen nennenswerten Schwächen, toll ausgestattet, ab CHF 36'990.

Falls das Fahrzeug ein wenig grösser sein darf, dann führt kein Weg am neuen Tesla Model 3 vorbei. In der Mittelklasse gibt's aktuell kein besseres Elektroauto . Einziges Manko: erst ab Ende 2018 lieferbar. Preis für die Schweiz noch nicht offiziell bestätigt, vermutlich ab CHF 38'000. 


 

 

Opel hat mit dem Ampera-e ein alltagstaugliches und für eine breite(re) Käuferschaft erschwingliches Elektroauto am Start. Apropos Start, der Verkaufsstart in der Schweiz war am 31. Mai 2017. Nur hat's fast niemand gemerkt. Oder konnten Sie in der Schweiz das Fahrzeug bereits in der freien Wildbahn sichten? Eben.

 

Der Grund dafür ist so banal wie ärgerlich: Opel Schweiz bekommt aktuell noch keine Kundenfahrzeuge ausgeliefert, da der Wagen aktuell immer noch in sehr homöopathischen Dosen und primär für andere Märkte produziert wird. Vereinzelte Fahrzeuge werden voraussichtlich erst im Herbst 2017 hierzulande eintreffen.

 

ElektroautoCoach hatte trotzdem schon die Gelegenheit, das auf unseren Strassen noch sehr rare Fahrzeug in einem Kurztest zu fahren.

 

Produktion / Herkunft

Der Opel Ampera-e stammt nicht etwa aus Rüsselsheim, wie man gemeinhin vermuten könnte. Nein, er kommt aus GM's Fabrik in Michigan / USA. Denn genau genommen ist der Opel auch kein Opel, sondern ein Chevrolet Bolt. Für die europäischen Länder aber wird der Chevy in einen Opel verwandelt.

 

Äusseres

Vom Aussehen her gehört der Ampera-e in die Kategorie Minivan. Mit einer Länge von knapp 4.17m erreicht er nicht ganz Golf-Länge, hat aber eine stattliche Höhe von fast 1.6m.

 

Innenraum

Im Innenraum merkt man, dass der Ampera-e von Anfang an als (reines) Elektroauto konzipiert wurde. Denn trotz den kompakten Aussenabmessungen ist das Platzangebot in Sachen Bein- und Kopffreiheit in beiden Reihen grosszügig ausgefallen. Lediglich der mittlere Platz auf der Rückbank ist kein vollwertiger Platz, da kann auch Opel nicht zaubern. Aber vier Erwachsene finden gut Platz. Ebenfalls positiv ist der durchgehend flache Boden ohne störenden Mitteltunnel, wie wir's von auf Verbrennern basierenden Fahrzeugen wie dem VW e-Golf oder dem Hyundai Ioniq.

 

Nebst einem digitalen Instrumentenpanel gibt's in der Mitte, etwas freigestellt, ein 10.2 Zoll grosses Touchscreen, darunter befinden sich noch ein paar (wenige) Knöpfe für die Klimatisierung sowie Warnblinker, ESP usw. Der Ampera-e gibt's (leider) nur ohne eingebautes Navi. Stattdessen geht Opel davon aus, dass alle ein Smartphone haben, dass sich mit dem Fahrzeug verbinden lässt. Die Karte wird zwar auf dem grossen Touchsreen angezeigt, aber ohne Handy läuft nix. Immerhin waren sie so schlau, die Mittelkonsole mit zwei USB-Anschlüssen auszustatten, nicht dass dem Mobiltelefon auf halber Strecke der Saft ausgeht.

 

In der Mittelkonsole ist auch der Ganghebel positioniert. Sieht ähnlich aus wie bei den meisten Fahrzeugen mit Automatikgetriebe, mit einem kleinen Knopf auf der linken Seite, der beim Gangwechsel von P in die Fahrmodi D bzw. L oder R gedrückt werden will. Die Handhabung dieses Knopfes empfanden wir während unserer kurzen Fahrt als sehr umständlich, ohne taktiles Feedback und kurz gesagt: einfach schlecht gemacht. Entschuldigung, Opel, I mean, sorry Chevy, but you can do better than that.

 

Ansonsten wirkt der Innenraum gefällig, auch wenn das Interieur durch das omnipräsente Plastik nicht sehr edel wirkt. An diesen Details fällt auf, dass hier mit sehr spitzem Bleistift gerechnet wurde. Durch die leicht erhöhte Sitzposition ist ein müheloses Ein- und Aussteigen gewährleistet und die Übersichtlichkeit nach vorne ist gut, zur Seite oder nach hinten jedoch eher eingeschränkt.

 

Fahrverhalten

Nach dem Drücken des Startknopfs erwachen die beiden Bildschirme zum Leben. Dann wird entweder Fahrstufe D oder L gewählt. D ermöglicht Segeln, bei L (für Low) regeneriert das Elektroauto beim Loslassen des Gaspedals. Selbstverständlich entscheiden wir uns für die Stufe L. Die Regeneration ist absolut angemessen und ermöglicht ein One-Pedal-Driving in den meisten Situationen. Wird mal mehr Verzögerung gebraucht, kann man mittels einer Taste hinten links am Steuerrad die maximale Regenerationsleistung abrufen, bis zu Stillstand. Dadurch kann, ausser in Notsituationen, weitgehend auf die Benutzung der mechanischen Bremse verzichtet werden.

 

Das Fahrverhalten des Ampera-e ist ausgewogen, wenn gleich auch die Lenkung für unsere Verhältnisse ein wenig amerikanisch, sprich taub, ausgefallen ist. Die Beschleunigung ist mit 7.3 Sekunden auf 100 km/h ziemlich sportlich. Möglich macht dies der 150 kW / 204 PS starke Elektromotor, der mit einem Drehmoment von 360 Nm die Vorderachse antreibt. Leider sind die Vorderreifen bei zügiger Beschleunigung aus dem Start oder aus der Kurve hinaus bald mal überfordert, Dies schon während trockenen Bedingungen, die bei unserem Kurztest herrschten. Bei nasser Strasse muss man seinen Stromfuss daher noch ein wenig stärker zügeln. Ebenso sind bei sportlicher Fahrweise entsprechende Antriebseinflüsse in der Lenkung spürbar. Hier merkt man die baubedingten Einschränkungen, wenn man einen Vorderradantrieb mit einem relativ starken Elektromotor kombiniert. Aber da der Ampera-e ja kein Sportwagen, sondern ein Fahrzeug für den Alltag ist, ist ihm dies hiermit offiziell verziehen und vergeben.

 

Fahrbericht (Video)

Da wir aufgrund der kurzen Zeit, in der uns das Fahrzeug zur Verfügung stand, nicht wie üblich eine ausführliche Bilderserie vom Innenraum sowie von Äusseren des Fahrzeugs machen konnten, finden Sie hier ein kurzes Video, das Ihnen zusätzliche Eindrücke vom Opel Ampera-e vermitteln soll:


Reichweite

Hier kann der Ampera-e glänzen. Die NEFZ-Reichweite beträgt 520 km, die realistische Reichweite dürfte im Alltag etwa 380 km betragen. Der Grund liegt im Fahrzeugboden, wo sich eine 60 kWh grosse Batterie befindet. Bei gemischter Fahrt (Überland/Autobahn) sind realistische Verbräuche von 13-15 kWh / 100 km möglich. Im Winter wird die Reichweite vermutlich unter 300 km fallen, aber selbst dies dürfte für den Grossteil der Bevölkerung als absolut ausreichend und damit vollkommen alltagstauglich sein.

 

Aufladen

Das Thema Laden ist aus unserer Sicht der grösste Schwachpunkt des Opel. Da der Ampera-e auf dem Chevy Bolt basiert, kann das Fahrzeug nur mit einphasigem Wechselstrom geladen werden. In den USA ist dies absolut normal, aber in Europa stünde der Wechselstrom dreiphasig zur Verfügung, was die Ladeleistung verdreifachen würde. So aber lädt der Ampera-e an der Wallbox von Opel mit maximal 3.6 kW, was in einer Stunde eine Reichweite von etwa 20 km bedeutet. Benutzt man eine Haushaltssteckdose, was wir grundsätzlich nicht empfehlen, schrumpft der stündliche Reichweitengewinn auf etwa 12 km. Kommt man also nach einem langen Tag am Abend Zuhause mit praktisch leerer Batterie an (also die Batterie des Autos wohlgemerkt, nicht des Fahrers) so dürfte es für eine Vollladung über Nacht nicht reichen. Vergleicht man dies beispielsweise mit der Zoe, muss man ganz klar sagen: Opel, hier müsst ihr nachbessern.

 

Muss unterwegs geladen werden, so kann die Batterie über den CCS-Anschluss mit Gleichstrom und einer Ladeleistung von bis zu 50 kW gefüttert werden. Damit ist der Ampera-e relativ langstreckentauglich, obwohl er in Sachen Ladegeschwindigkeit längst nicht mit einem Tesla mithalten kann. Hier zeigt sich, dass eine grosse Batterie alleine noch nicht genügt. Erst dank einer leistungsfähigen Schnellladung, wie es das Tesla Supercharger Netzwerk ermöglicht, wird Langstreckenreisen auch im Elektrofahrzeug zum Kinderspiel.

 

Kofferraum

Mit einem Volumen von 381 l ist das Fassungsvermögen des Kofferraums für ein Fahrzeug dieser Grösse ok, auch wenn die Ladekante ziemlich hoch geraten ist. Der Deckel des Kofferraumbodens kann hochgeklappt und hinter den Rücksitzen halb versenkt werden, wodurch sich die Tiefe des Kofferraums nochmals vergrössert und auch höhere Gegenstände aufrecht stehend transportiert werden können.

 

Preise

Opel verlangt für den Ampera-e in der Schweiz einen Basispreis von CHF 46'900. Als einzige serienmässige Zusatzausstattung fungiert eine Metallic-Lackierung für CHF 1'200. Nebst der Basisversion gibt's noch die "Excellence" Ausführung zu einem Preis von CHF 52'700. Diese beinhaltet ein sogenanntes Premium Pack mit Lederausstattung, die hinteren Sitzen sind beheizbar und haben eine Mittelarmlehne inkl. Getränkehalter. Ebenfalls im Premium Pack enthalten sind 17 Zoll Alufelgen sowie ein Bose Sound System. Zusätzlich bietet die Excellence Ausführung auch ein besseres Fahrassistenz-Paket, das im Vergleich zur Basisversion eine automatische Einparkhilfe sowie eine Rückfahrkamera enthält. Aufgrund der bescheidenen Übersichtlichkeit gegen hinten erachten wir die Excellence Ausführung als sinnvoller, da die Basisausführung nicht mit einer Rückfahrkamera ausgestattet werden kann.

 

Erfreulich ist, dass Opel nach der eingangs erwähnten Preiserhöhung um CHF 5'000 verschiedene ursprünglich aufpreispflichtige Optionen wie beheiztes Lenkrad, beheizte Vordersitze usw. in die Basisausstattung gepackt hat. Sobald man jedoch Ledersitze oder Rückfahrkamera möchte, ist man allerdings gezwungen, die Excellence Ausführung zu wählen. 

 

Liefersituation

Die Schweiz, der Opel Ampera-e und das leidige Thema Lieferzeit. Die meisten Fahrzeuge, die bis jetzt in Europa verkauft wurden, gingen nach Norwegen. Dies ist der Grund, weshalb der Wagen in der Schweiz noch nicht verfügbar ist. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist aber, dass die Schweiz nach Norwegen das zweithöchste Kontingent in Europa zugeteilt bekommen hat.

 

Erste, von den Händlern bereits bestellte Fahrzeuge, werden im Herbst 2017 eintreffen. Apropos Händler, der Ampera-e darf in der Schweiz nicht von jedem Opel-Händler verkauft werden, sondern ist nur bei 14 ausgewählten Partnern erhältlich. Wenn man zum jetzigen Zeitpunkt (Juli 2017) eine Fahrzeug ordert, sollte die Auslieferung irgendwann Anfang 2018 erfolgen.

 

Update Januar 2018:

Aktuell beträgt die Lieferzeit des Opel Ampera-e etwa 3-4 Monate und gemäss unseren Informationen ist für die Schweiz für 2018 ein Kontingent von etwa 200 Fahrzeugen vorgesehen.

 

Fazit

Der Opel Ampera-e wurde mit Pauken und Trompeten angekündigt und von gewissen Medien als Tesla-Killer angepriesen. Ganz so weit würden wir persönlich nicht gehen. Der Ampera-e ist ohne Zweifel ein interessantes Elektroauto. Zusammen mit dem Hyundai Ioniq und der Zoe von Renault bildet er in unserem grossen Elektroauto-Vergleich die Spitze der Tesla-Verfolger.

 

Aber für ein von A-Z überzeugendes Elektroauto braucht es eben ein wenig mehr als nur eine grosse Batterie. So wurde das Thema Aufladen, das aus unserer Sicht gerade so wichtig ist wie eine grosse Batterie, von Opel sehr stiefmütterlich behandelt, indem man sich mit dem amerikanischen einphasigen Wechselstrom-Standard zufrieden gegeben hat. Dies ist schade und so wagen wir die Prognose, dass der Ampera-e gegen das neue Model 3 von Tesla kein Land sehen wird, um beim Vergleich mit Tesla zu bleiben. Aber primär richtet sich der Ampera-e natürlich nicht gegen Tesla, sondern bietet eine gelungene Alternative für Leute, die bis anhin einen Verbrenner fahren und nun auf ein umweltfreundlicheres Auto umsteigen wollen.